Vollgepackter Tag
Liebe Verfolgende, auch Urlaubstage können manchmal anstregend sein, so wie dieser, der ziemlich vollgepackt ist. Aber wir wollen hier mal nicht klagen und nach Mitleid haschen.
Gouren
Auf einem unserer Ausflüge an die Küste ist uns ein Plakat aufgefallen. Scheinbar eine Veranstaltung zu einer Art Ringerwettbewerb auf dem Land. Das Event soll heute, an unserem Abreisetag, steigen und zwar irgendwo auf einem Bauernhof in der näheren Umgebung. Klare Sache, da müssen wir hin. Zumal ich mich dunkel erinnern kann, schon einmal einen Reisebericht über einen solchen Wettbewerb gesehen zu haben. Also, Sachen verladen und ab auf's Land. Zugegeben, Sonja war wegen dieser Veranstaltung zunächst etwas skeptisch, doch nachher glaube ich schon bemerkt zu haben, dass sie hellauf begeistert war. Auch wenn die Bilder es vielleicht nicht so richtig wiedergeben. Bilder täuschen eben manchmal auch.
Worum geht es eigentlich bei dem Spektakel und was ist Gouren?
Gouren heisst eine traditionelle Sportart in der Bretagne, die auch im südenglischen Cornwall und in Schottland praktiziert wird. Der bretonische Traditionssport Gouren, eine Art Ringen, der einst von Adligen in der Bretagne ausgeübt wurde, hat bis heute begeisterte Anhänger und Fans. Die Kampf-Sportart ist in einem Sportverband, der „Federation de Gouren“, mit Sitz in Landernau organisiert. Wer also Spaß an den Bildern findet, der kann sich jetzt an den Verband wenden.
Ich muss zugeben, der Veranstaltungsort war nicht ganz leicht zu finden, aber nachdem wir den Bauernhof systematisch einge- bzw. umkreist haben, sind wir schließlich angekommen. Vor Ort: Logistik
vom Feinsten. Großer Parkplatz, eindeutige Kuhweide und direkt neben der Arena. Als wir ankommen, kommt auch die Regionalprominenz, wahrscheinlich der Dorfprinz. Und, na klar, im Cabrio. Wir
bemerken schon, dass der Graf, selbst strohbehütet, nicht wie wir auf dem Acker, sondern direkt auf der Straße neben der Kirche parkt. Er versöhnt uns damit, dass er sich nachher scherzend und
trinkend unters gemeine Volk mischt.
Als wir das Gelände betreten, werden wir sofort als Auswärtige identifiziert, keine Ahnung warum. Die angereisten Kämpfer lassen sich davon nicht ablenken. Unter der Anleitung der resoluten Trainerin vollbringen die Jugendlichen noch einige, uns vom Deutschen Turnerbund bekannte, Aufwärmübungen. Schön anzuschauen. Kurz danach, wir haben gerade noch Zeit, an den Essständen für Traditonelles aus der Region sowie der neuesten Mode aus Paris vorbeizuschlendern, laufen wir schon auf den Höhepunkt zu. Die jungen Kämpfer werden zu den mit Holzspähnen (wahrscheinlich, weil es so schön juckt) ausgekleideten Kampfplätzen geführt. Voran drei DudelsackbläserInnen und zwei Fahnenschwenker. Die DudelsackspielerInnen haben sich offensichtlich jeweils unterschiedliche Lieder ausgesucht, was der Stimmung insgesamt aber keinen Abbruch tut. Die Fahnenschwenker schwenken würdevoll im Takt. Ich bin euphorisiert. Let's get ready to rumble! Die Jungens und Mädels laufen ein, sprechen der Tante vom Wettkampfgericht - mit der man sicherlich nicht spaßen sollte - ein Gelöbnis nach und stellen sich schließlich noch zu den Mannschaftsfotos auf. Währenddessen werden die staubigen Wettkampfarenen durch so eine Art Greenkeeper gewässert. Nicht schlecht, was hier abgeht. Die Kämpfe gehen los, parallel immer zwei. Auch mal Jungs gegen Mädels. Ein schmächtiger Junge (Typ Ballettänzer) muss gegen ein gleichaltriges Mädchen, das etwas kleiner ist als er, antreten. Klare Sache. Der Junge wird mehrmals durch die Luft gewirbelt und liegt Sekunden später in den aufstaubenden Holzspähnen. Das Schauspiel geht über mehrere Runden und wiederholt sich wieder und wieder. Die Eltern des Mädchens toben vor Freude. Der Junge, der sich zum Schluss des Kampfes noch artig bei dem Mädchen für den lehrreichen Kampf bedankt, kommt zum Trost in die Trostrunde. In der nächsten Runde kämpft er, wieder völlig unbeirrt in seiner Art, gegen die "Schwester" des Mädchens aus dem ersten Kampf. Wieder wird er durch die Luft gewirbelt und wieder bedankt er sich am Ende ganz lieb. Ein netter Typ, denke ich, könnte Ballettänzer werden, so gut wie er schwebt.
Wir schauen noch ein paar Kämpfe, müssen dann aber leider weiter. Sehr zu unserem großen Bedauern, denn hier war es wirklich schön. Leider verpassen wir deshalb auch die Musik-Show, die erst am Abend steigt. Die Bühne ist schon bereitet und am Stand der lokalen Touristeninformation übt eine Minnesägerin mit ihrer Gitarre. Was für ein wunderschönes Erlebnis. Die ganze Region von Jung bis Alt ist engagiert und alle freundlich zueinander, sogar diejenigen, die scheinbar überredet wurden, hier mitzumachen.
Abschied von der Westküste
Nach so viel Augenschmaus brauchen wir was in die leeren Mägen, deshalb ziehen wir uns für eine kurze Rast - zum wiederholten Male in den paar Tagen - an die Küstenstraße zurück. Man kann sich an der Küste, dem Meer, den Klippen und den Wellen sowie dem Himmel und den Wolken einfach nicht satt sehen. Das ist wirklich großes Kino.
Saint Malo
Köpfe und Bäuche voll, machen wir uns auf den Weg zu unserem nächsten Zielort: Saint-Malo. Wir rücken ca. 250 km an Euch ran. Das Schicksal will es, dass trotz des Sonntages (in Frankreich ist Wahl) viele Geschäfte geöffnet sind und wir tatsächlich auch noch an einem Amor-Lux-Laden vorbeikommen. "Wir müssen rein", das Ergebnis ist allerdings ernüchternd, nix gefällt. Wir können weiter.
Saint-Malo ist eine Stadt mit 45.980 Einwohnern (Stand 1. Januar 2014) in der Bretagne. Die Stadt ist der bedeutendste Hafen an der bretonischen Nordküste und aufgrund ihres historischen Stadtkerns sowie ihrer Festungsanlagen einer der meistbesuchten Touristenorte Frankreichs. Der historische Stadtkern intra muros (innerhalb der Stadtmauern) macht etwa 20 % der Gesamtfläche der Stadt aus und wird von drei Seiten vom Wasser umspült.
Im August 1944, nach der Landung der Alliierten in der Normandie, wurde Saint-Malo zu etwa 85 Prozent durch Bombardierungen zerstört, da der damalige Festungskommandant Oberst Andreas von Aulock sich weigerte zu kapitulieren. Im Gegensatz zu anderen stark zerstörten Städten bemühte sich Saint-Malo aber um einen möglichst originalgetreuen Wiederaufbau, der auch sehr gut gelang. Man stützte sich dazu auf alte Pläne und Abbildungen der Stadt.
In der Bucht von Saint-Malo kann man einen der größten Gezeitenunterschiede Europas bestaunen: bis zu zwölf Meter Differenz zwischen Niedrigwasser und Hochwasser. Drei der vorgelagerten Inseln Grand Bé und Petit Bé sowie das Fort National (Festungsbau durch Vauban 1689) sind daher bei Niedrigwasser zu Fuß erreichbar. In der Flussmündung der Rance befindet sich seit 1966 das bis 2011 größte Gezeitenkraftwerk der Welt.
Unterkunft
Gegen 20:30 Uhr erreichen wir unser kleines Hotel (28 Zimmer in der Nähe des Strandes). Unser Bus muss auf die Straße, weil er zu groß ist und ansonsten die Zufahrten für die anderen versperren würde, aber zum Glück auf der Straße ist genug Platz.
Abends an der Promenade (FluT)
Wir sind noch nicht komplett erledigt, deshalb flanieren wir noch abends entlang der Promenade in die Altstadt, um beim empfohlenen Stadt-Inder ein Abendmahl zu nehmen. Es ist gerade Hochwasser, sagt Gezeitenfisch.de und wir sind begeistert. Seht selbst.
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