Das Wetter soll heute wechselhaft sein, also kein reiner Strandtag, aber nach Bilbao wünschen wir heute etwas mehr Natur. Wir fahren an die Küste zu einem geologischen Park in der Nähe von Zumaia. Wenn es die Zeit noch erlaubt, dann wollen wir von dort noch einen Abstecher nach San Sebastian machen und dort zu Abend essen.
Zumaia / Flysch
Geologisch interessant ist Zumaia vor allem wegen des gut sichtbaren Flyschs. An der Küste sind die Kreide-Paläogen-Grenze sowie die Schichten des Paläozäns (66,0–56,0 Millionen Jahre) und des Ypresiums (unteres Eozän) aufgeschlossen. Am Strand von Zumaia befinden sich seit 2008 die internationalen Referenzprofile für die Basis des Thanetiums und des Seelandiums.
Als Flysch werden in der modernen Geologie Abfolgen mariner klastischer Sedimente bezeichnet, die u. a. durch das Abgleiten von bereits vorher auf dem Kontinentalschelf abgelagerten Ausgangssedimenten über den Kontinentalhang in die Tiefsee entstehen.
So steht es auf Wikipedia. Aha. Oder kurz gesagt: Die Gesteinsformationen sind ein Eldorado für Geologen, weil man hier zur Erd-(Entstehungs-)Geschichte forschen kann. Für die Besucher sind die Formationen einfach schön anzuschauen.
Nach 45 Min. Fahrt kommen wir auf dem gut gefüllten Parkplatz an der Küste an. Wir finden noch ein Plätzchen für den Bus. Ab hier geht es zu Fuß weiter zum Strand. Auf dem Gelände um den Parkplatz wird gegrillt und gecampt, und wir fragen uns, ob das insbesondere wegen des Feiertags so ist. Die Stimmung ist auf jeden Fall gelöst.
Nach unserer kleinen Expedition starten wir zu unserem zweiten Stopp an diesem Tag: San Sebastian. Wir haben ein vegetarisches Restaurant ausgesucht. Da es noch nicht geöffnet hat, hoffen wir, dass wir vor Ort noch einen Platz ergattern können. Auch wenn heute Feiertag ist. In San Sebastian suchen wir einen Parkplatz, die Innenstadt ist voll und wir versuchen es deshalb in den angrenzenden Bereichen. Hier finden wir blaugrün gekennzeichnete Parkplätze. Aha, keine Ahnung, was das bedeutet. Wir versuchen den Parkautiomaten zu füttern, aber er nimmt nichts an. Wir erschließen uns, dass das Parken heute in diesem Bereich kostenlos ist. Sehr gut. Wir sparen Geld. Ich buxiere den Bus in eine Parklücke, wo er gut steht. Als gegenüber ein Auto wegfährt, wird ein noch tollerer Platz frei. Es gibt nichts, was nicht noch ein bisschen besser sein kann. Ich versuche, den Bus schnell in die gegenüberliegende Parklücke zu katapultieren. Etwas hektisch, mit hochgeklappten Spiegeln und dann: Ein unschönes Geräusch. Verfluchter Mist. Beim Ausparken habe ich das neben uns parkende Auto geschrammt. Wie dumm von mir. Toll ist, dass die örtliche Polizei gerade entspannt heranrollt. Ich gehe hin. Die Scheibe wird runtergekurbelt, und ich versuchte ihnen zu verstehen zu geben, dass ich gerade einen Unfall verursacht habe. Sie sind entspannt und wir "plauschen" - so gut es geht - ein wenig. Sie sagen uns, dass sie ihre Kollegen von der Verkehrspolizei anrufen und diese demnächst - erkennbar an den schönen orangefarbenen Westen - kommen und den Unfall aufnehmen werden. Bevor sie fahren, sagen sie uns noch, dass, weil heute Feiertag ist - sie die "einziegen" sind - die arbeiten müssten, der Parkplatz tatsächlich kostenlos sei. Wenigstens etwas. Meine Stimmung ist nicht so toll. Armer Ziegenbus, nach so vielen Jahren der Treue vom Busfahrer verschrammt.
Nach ca. 15 Min. kommt ein gutgelaunter Verkehrspolizist mit seiner BMW daher. Er nimmt schnell die Eckdaten auf, macht ein paar Fotos und wünscht uns einen schönen Tag. Aktenzeichen? Nö. Sonst irgendetwas? Auch nö. Wir sind fertig, um in die Stadt zu gehen. Der Bus steht sicher, aber ich bin etwas traurig.
Hilft alles nix, wir gehen in die Stadt. Das Lokal, in das wir gehen wollten, ist full. Also nix. Wir suchen ein anderes Restaurant. Sonja findet einen Italiener in der Nähe. Wir gehen hin, da er in der Nähe ist. Die Stimmung auf den Straßen ist, im Gegensatz zu meiner, ausgelassen. Finia findet heraus, dass es in San Sebastian gesetzlich verboten, ist Alkohol auf der Straße zu trinken. Es muss ein sehr neues Gesetz sein, denn alle stehen fröhlich mit Weingläsern auf der Straße. Unser Italiener ist in einem Untergeschoss, und es riecht leicht nach Sanitärreiniger. Egal, es gibt genügend Plätze und wir setzen uns. Die Bedienung ist sehr freundlich, das Essen passt zu meiner Stimmung. Wir haken Essen und Trinken ab, und machen noch einen Spaziergang entlang der Promenade. Es sind noch viele Menschen unterwegs, und die Atmosphäre ist schön. Auf dem Rückweg unseres Rundganges wird, wie wir vermuten, einer Frau die Handtasche geklaut. Sie rennt dem Dieb zusammen mit ein paar anderen hinterher und stellt ihn unter großem Geschrei. Die Polizei trifft kurz darauf ein, denn wir sehen die Blaulichter, als wir uns schon etwas vom Tatort entfernt haben. Was für ein wunderschöner Tag.
Und jetzt, ohne Quatsch: San Sebastian ist sonst wirklich eine ganz tolle und lohnenswerte Stadt. Absolute Empfehlung.
Wir fahren durch die Nacht zurück zu unserem Appartement. Als wir gegen 1:35 Uhr ankommen, gibt es für mich noch anderthalb Gläschen Rotwein und dann die Koje.
Gute Nacht und liebe Grüße
Uwe, Sonja und Finia
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